INTERVIEW
Jürgen Gundacker über die Zukunft des Bildungswerks
Im Gespräch mit Jürgen Gundacker, seit Oktober 2022 als stellvertretender Vorsitzender neu im geschäftsführenden Vorstand des Bildungswerks, wird klar: Die Zukunft der Sportvereine liegt in einer professionellen und attraktiven Gestaltung ihrer Angebote. Gundacker, selbst Vorsitzender im Sportkreis Südwestpfalz, erläutert die Visionen und Pläne, wie das Bildungswerk die Vereine auf diesem Weg unterstützen will. Dabei spielen Digitalisierung und die gezielte Ansprache der Vereine eine zentrale Rolle.
Momentum: Lieber Jürgen, vielen Dank, dass du dir die Zeit für dieses Gespräch nimmst. Mit welcher Erwartung und welchen Zielen hast du dich für ein Engagement im geschäftsführenden Vorstand des Bildungswerks entschieden?
Jürgen: Sehr gerne. Durch mein Amt als Vorsitzender im Sportkreis Südwestpfalz kenne ich die Welt der Sportvereine recht gut. Mein Engagement im Bildungswerk ist aus der Überzeugung heraus entstanden, dass Sportvereine eine entscheidende Rolle in der Gesellschaft spielen können, insbesondere im Bereich der Gesundheitsförderung und der Weiterbildung. Durch eine enge Kooperation mit dem Bildungswerk sehe ich die Chance, Vereine dabei zu unterstützen, ihre Angebote professioneller und attraktiver zu gestalten. Mein Ziel ist es, dass sich Vereine künftig als starke Partner in der Erwachsenenbildung etablieren und somit ihre Mitgliederzahlen und finanziellen Ressourcen nachhaltig erhöhen.
Momentum: Das klingt nach einem langfristigen und umfangreichen Projekt. Wie siehst du denn den aktuellen Stand und was ist geplant?
Jürgen: Das Bildungswerk ist an dieser Stelle schon sehr gut aufgestellt. Mit den begrenzten Ressourcen bleibt es jedoch immer eine Herausforderung, sich weiterzuentwickeln. Dennoch wollen wir die Services für die Sportvereine verstärken. Wir haben ein umfangreiches Maßnahmenpaket entwickelt, das in den kommenden Jahren schrittweise umgesetzt werden soll. Ein zentrales Element ist die gezielte Ansprache der Vereine, insbesondere jener, die bisher noch nicht mit uns kooperieren. Hierbei können wir auf ein Team erfahrener, motivierter und engagierter Mitarbeiter*innen zurückgreifen. Sie teilen unsere Vision und setzen sich mit großem Einsatz dafür ein, diese zu verwirklichen. Unsere Kommunikation erfolgt über verschiedene Kanäle wie Social Media, Pressemitteilungen, eigene Publikationen, Info-Veranstaltungen, Mailings und persönliche Treffen. Zudem planen wir, die Kursorganisator*innen intensiver zu begleiten und mit Materialien zu versorgen, die ihnen die Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk erleichtern.
Momentum: Welche Art von Unterstützung plant das Bildungswerk für Kursorganisator*innen und wie wird diese in der praktischen Umsetzung realisiert?
Jürgen: Als ersten Schritt haben wir mit dem KI-gestützten Kursgenerator ein in Deutschland einmaliges Tool entwickelt. Damit können Kursorganisator*innen in kürzester Zeit Veranstaltungen planen, Veröffentlichungen schreiben, Zielgruppen definieren und natürlich Lerninhalte und Lernziele beschreiben. Es bedarf keiner Registrierung und die Ergebnisse sind direkt in der Arbeit der Sportvereine und -verbände nutzbar. Damit dieses Tool auch einen breiten Einsatz findet, haben wir viele Beispiele aufgeführt und eine eigene Serie von Lehrvideos zum Umgang mit dem Kursgenerator erstellt. Was für uns besonders wichtig ist, wir können damit den Service für den Sport beliebig skalieren, ohne zusätzliche Ressourcen bereitstellen zu müssen.
Digitalisierung schafft Raum für persönlichen Kontakt
Momentum: Damit ist Digitalisierung eine zentrale Maßnahme?
Jürgen: Das mag von außen betrachtet so wirken. Aber im Kern schaffen wir durch die Digitalisierung mehr Raum für den persönlichen Kontakt. Durch den Einsatz von KI und Automatisierung können zeitraubende administrative Aufgaben, wie Datenerfassung und -analyse automatisiert werden. Dies gibt unseren Mitarbeitenden mehr Zeit, sich auf den direkten Kontakt mit den Vereinsvertreter*innen zu konzentrieren. Dazu soll auch das geplante Weiterbildungsportal ein zentraler Bestandteil unserer Strategie werden. Das Portal soll eine zentrale Drehscheibe für unsere Aktivitäten werden. Es wird eine Plattformsein, auf der die Kursorganisator*innen und Kursleiter*innen nützliche Ressourcen finden können. Dazu gehören unter anderem die Suche nach Kursleiter*innen und Räumlichkeiten, das Angebot von Sportgeräten sowie diverse Musterformulare, Musterverträge und Checklisten. Das Portal soll die Organisation und Planung von Weiterbildungsangeboten erheblich erleichtern und den Austausch zwischen den Beteiligten fördern. Aktuell arbeiten wir intensiv an der Umsetzung und hoffen, dass es bald verfügbar sein wird.
Momentum: Wie geht ihr konkret auf die Bedürfnisse der Vereine ein, um sie zur Kooperation zu motivieren?
Jürgen: Unsere hauptamtlichen Mitarbeitenden werden systematisch vorgehen, um die richtigen Ansprechpartner*innen innerhalb der Vereine kennenzulernen. Zunächst versuchen wir, über die Vereinswebsites die Vereine zu identifizieren, die bereits ein Kursprogramm haben. Dann werden die Kursorganisator*innen hinter dem Angebot ermittelt. Diese Personen sind oft nicht im Vorstand, aber dennoch in Schlüsselpositionen, um die Bildungsangebote zu koordinieren. Durch direkte Gespräche und Vor-Ort-Besuche wollen wir sicherstellen, dass wir die richtigen Kontakte knüpfen. Dabei betonen wir stets die Vorteile der Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk, wie z.B. finanzielle Zuschüsse und professionelle Unterstützung.
Sportvereine als anerkannte Bildungsinstitutionen
Momentum: Welche Herausforderungen siehst du bei der Umsetzung deiner Vision und wie möchtest du diese angehen?
Jürgen: Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich die Gewinnung neuer Kooperationspartner, insbesondere in Vereinen, die bisher wenig Berührungspunkte mit dem Bildungswerk hatten. Hier setzen wir auf intensive Kommunikationsarbeit und das Aufzeigen konkreter Vorteile der Kooperation. Eine weitere Herausforderung ist die kontinuierliche Anpassung unserer Qualifizierungsangebote an die sich verändernden Bedürfnisse der Vereine und Kursleiter*innen. Dies erreichen wir durch regelmäßige Bedarfsanalysen und Feedback-Schleifen mit unseren Partnern.
Momentum: Welche konkreten Schritte plant ihr in den nächsten Monaten?
Jürgen: In den nächsten Monaten werden wir intensiv daran arbeiten, die Kommunikationsstrategien zu verfeinern und erste Pilotprojekte zu starten. Dazu gehört die Verstärkung unseres Teams in der breiten Fläche von Rheinland-Pfalz sowie der Aufbau des Weiterbildungsportals. Zudem möchten wir neue Kooperationspartner gewinnen und bestehende Partnerschaften stärken. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit den Sportbünden und Fachverbänden, die wir ebenfalls weiter intensivieren werden.
Momentum: Welche langfristigen Ziele verfolgt ihr im geschäftsführenden Vorstand?
Jürgen: Langfristig möchten wir, dass jeder Sportverein in Rheinland-Pfalz die Vorteile der Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk kennt und nutzt. Wir streben an, dass Sportvereine zu anerkannten Bildungsinstitutionen werden, die aktiv zur Erwachsenenbildung beitragen. Dabei soll unser Weiterbildungsportal als zentrale Anlaufstelle dienen, die kontinuierlich weiterentwickelt und den Bedürfnissen der Nutzer*innen angepasst wird. Unser übergeordnetes Ziel ist es, die Vereinslandschaft in Rheinland-Pfalz nachhaltig zu stärken und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
Momentum: Jürgen, vielen Dank für dieses ausführliche und informative Gespräch. Wir wünschen dir und dem gesamten Team im Bildungswerk viel Erfolg bei der Umsetzung eurer Pläne.
Jürgen: Vielen Dank, es war mir eine Freude.