57 neugierige, interessierte Köpfe auf Gardasee-Tour

57 neugierige, interessierte Köpfe auf Gardasee-Tour

Ski- und Wanderreisen gehören beim Bildungswerk schon lange gleichsam zum – flächendeckend geschätzten – Standardprogramm. In 2005 beispielsweise gibt es gleich deren vier – ausgebuchte – mit dem Wanderstock auf Mallorca. Jetzt wurde mit einer Städtereise um den rundum so herrlich begrünten Augenschmaus Gardasee ein taufrisches Kind aus der Taufe gehoben.

Denn der größte See Italiens (rund 370 Quadratkilometer) befand sich erstmals in der Angebotsmappe. Und da wir just beim Auflisten oder Aufzählen sind: es wurde noch eine weitere Premiere gefeiert. Nämlich: die betroffene putzmuntere, erlebnishungrige Reisegruppe wurde in der weltberühmten, mit über 20.000 enthusiasmierten Zuschauern ausverkauften Arena von Verona – unter den römischen Amphitheatern nach dem Kolosseum das zweitgrößte und am besten erhaltene – Augen- und Ohrenzeuge der ersten Aida-Aufführung des diesjährigen Opern-Festivals in der geschichtsträchtigen Stadt an der Etsch. Einmütiger Tenor mit einem Wort: Klasse! Wie der gesamte Acht-Tage-Trip. Doch der Reihe nach. Total 57 neugierige, interessierte Köpfe plus sonstigem Körperzubehör saßen im komfortablen ****-Bistro-Bus (14 m lang, 4 m hoch, 2,55 m breit) von Robby’s Reisen, als am Ludwigshafener Bahnhof Chefpilot Uwe Stürmer die Bus-Bremse löste und die Post abging. Start in Ludwigshafen deshalb, weil der dortige Post-Sportverein als Mitveranstalter seine Mitglieder erfolgreich aktiviert hatte, um an dem vom LSB-Bildungswerk angeregten und organisierten Trip an den Lago di Garda teilzunehmen. Nach Berlin und Polen übrigens bereits das dritte gemeinsame Projekt beider Partner. Beim Unternehmen Gardasee waren zudem einige „messfremde“ Gäste mit an Bord. Stichwort Organisation: sie lag bestens und allseits gelobt (Ulla Brandt aus Wöllstein: „Die Reise war hervorragend durchgeplant und sehr abwechslungsreich“) in den Händen von Inge Meerbott (Armsheim), der bereits mehrfach als Reiseleiterin bewährten Sekretärin von Bildungswerks-Geschäftsführerin Gaby Klein (Wörrstadt). Letztgenannte gönnte sich nicht nur selbst auch die erinnerungsreiche Fahrt genussvoll, sondern freute sich natürlich nachhaltig über die durchgehend positive Resonanz: „Die Gruppe war im Durchschnittsalter zwar nicht mehr die jüngste, jedoch ungemein reiselustig und mobil, und wie sie das Programm mitmachte, war beeindruckend.“ Steh- bzw. mehr Sitzvermögen sämtlicher Insassen bei der Italy-Tour war schon bei der Anreise nach Torri del Benaco angesagt, denn sie dauerte, inklusive der entspannenden Boxenstopps zur Erfrischung sowie zur Befriedung bekannter menschlicher Bedürfnisse, satte elf Stunden. In Torri del Benaco, einem direkt am See gelegenen Fischerstädtchen an der Ostküste, wurde für die Dauer des Aufenthalts Quartier bezogen. Und im Grunde auch der einzige Minuspunkt notiert. Denn: die Zimmer entsprachen nicht alle den keineswegs überzogenen Ansprüchen, die man an ein Vier-Sterne-Hotel stellen kann oder gar muss. Nichts zu klagen gab es über Speis und Trank sowie den Service – Irmtrud Rummel (Alzey) merkte dazu angesichts mitunter etwas ausgedehnter, feucht-fröhlicher Plauderstunden lediglich augenzwinkernd an: „Die Nächte waren manchmal ein bisschen kurz…“ Die Suche nach einem geeigneten Hotel hatte sich von Beginn an mühevoll gestaltet, in die dann sogar eine Agentur eingeschaltet worden war. Doch unter dem Strich trübte genannte Qualitätseinbuße den famosen Gesamteindruck und die gute Laune der Ausflügler aus der Pfalz und aus Rheinhessen nicht die Bohne. Was Wunder, dass der Ehrenvorsitzende des Post-SV Ludwigshafen, Ernst Kaiser, mit 83 Lenzen der betagteste, gleichwohl quietschfidele Mitreisende, am Ende begeistert resümierte: „Besser hätte alles nicht organisiert sein können. Aida war das herausragende Erlebnis.“ Seine rührige Vereinskollegin Irmgard Ruf-Schork, beim Post-SV Abteilungsleiterin für den Senioren-Sport, sah das genauso und war besonders davon angetan, dass es dank der gelungenen Einteilung des Programms „nicht so ein Gegängel“ gab wie anderswo gelegentlich. Ob Markusplatz, Dogenpalast, Marienkirche, Canale Grande, Rialto- oder Seufzerbrücke: Herz, was willst du mehr? In der Tat gab es praktisch nur Highlights am Stück. Von Verona (Bern war der alte deutsche Name) war die Rede, und dass dort neben Guiseppe Verdis (1813-1901) „Aida“ der Besuch und eine Nonstop-Foto-Safari des legendären Balkons von Romeos unglücklicher Julia und deren Statue nicht fehlen durften, versteht sich. Gleiches gilt für Venedig. Von ihren Bewohnern einstmals als La Serenissima, die Erlauchteste, apostrophiert, ist die durch den steigenden Wasserspiegel und auch durch immer wiederkehrende Hochwasser gefährdete Lagunenansiedlung in der Skala der wunderbarsten und wundersamsten Städte auf unserem Globus zweifelsfrei ganz oben positioniert. Ob Markusplatz, Dogenpalast, Marienkirche, Canale Grande, Rialto- oder Seufzerbrücke: Herz, was willst du mehr? Malcesine – Riva – Sirmione – Gardone – Monte Baldo Keine Frage, dass eine Bootsfahrt durch die dortigen Kanäle ebenso auf dem Programm der Bildungsreise stand wie zusätzlich eine auf dem von fruchtbarem Land (Wein, Oliven, Zitrusfrüchte) umgebenen Gardasee. Bei dessen auf mehrere Etappen verteilter Umkurvung mit dem Bus und entsprechenden Zwischenstationen wurde man von historischen, kulturellen, baulichen und landschaftlichen Sehenswürdigkeiten und Kostbarkeiten nachgerade verwöhnt. Sei es Malcesine am Ostufer, wo Johann Wolfgang von Goethe bei seiner Italien-Reise 1786 versehentlich beinahe als Spion verhaftet worden wäre, sei es Riva am Nordzipfel des Sees, Sirmione im Süden, Limone im Südwesten oder Gardone („Klein-Nizza“) an der Westküste, einer der vornehmsten Orte am Lago di Garda. Und nicht zuletzt wegen seines Botanischen Gartens eine Reise wert; der prächtige Park wurde 1906 von einem Innsbrucker Zahnarzt angelegt, in den 80er Jahren erwarb André Heller das zu verwildern drohende Naturparadies und ließ es wieder auf Vordermann bringen. Nicht zu vergessen ferner die reichhaltige Pflanzenwelt auf dem per Kabinenbahn „geenterten“ Gebirgsstock Monte Baldo. Wissenswerte Daten, Fakten, Hintergründe und Zusammenhänge wurden während der Tour d’Horizon dabei auch engagiert und liebenswürdig nahe gebracht von Reiseführerin Renate. Beschwingt und in luftiger Höhe wurde am Tag vor der Heimreise auch das letzte Kapitel der Bildungs- oder Kulturreise über die Bühne gebracht. Eine zünftige Weinprobe, die im gemütlichen Weingut-Ambiente aus ernährungswissenschaftlichen Gründen – wer lacht da? – mit Knabbergebäck, Oliven und gegen Ende zusätzlich mit einigen Tropfen Grappa noch veredelt wurde, sorgte dafür, dass kein echter Abschiedsschmerz aufkam. Wohl eher dafür, dass kaum jemand aus der heiter gestimmten Probandencrew es versäumte, sein Reisegepäck mit einigen Flaschen der überwiegend köstlich schmeckenden Flüssigkeiten aufzustocken. Dann hieß es wieder Kofferpacken – und genauso gekonnt und souverän, wie er seine wertvolle menschliche Fracht hin befördert hatte, chauffierte Uwe Stürmer sie zurück in den heimatlichen Hafen. Man fühlte sich in dem schmucken Doppeldecker stets so sicher aufgehoben wie im berühmten Schoß Abrahams und, angesichts der hochsommerlichen, Schweiß treibenden Außentemperaturen, dank der Klimaanlage zugleich angenehm belüftet. Wegen seines tadellos verrichteten Jobs wurden dem knapp 30-Jährigen wie auch seinem für die Verpflegung der Gäste an Bord zuständigen Spezi Stefan Issing (beide Würzburg) allenthalben ausschließlich Komplimente zuteil. „Beide sind sehr gut ausgebildet“, befand Irmgard Ruf-Schork anerkennend, „ich habe die Bewirtung während der täglichen Fahrten als sehr wohltuend empfunden“, meinte Ernst Kaiser. Bildungswerks-Geschäftsführerin Gaby Klein, vormals nationale Spitzenleichtathletin (Mittelstrecke) und heutige Hobby-Volleyballerin, und Inge Meerbott dürfen sich auf jeden Fall auch aufgrund dieser breiten Zustimmung in ihrem Entscheid bestätigt sehen, seit drei Jahren mit dem Omnibusbetrieb und Reiseunternehmen „Robby’s Reisen“ aus Güntersleben (bei Würzburg) geschäftlich zusammenzuarbeiten. Inge Meerbott, die sich zu ihren eigenen Verdiensten an der von A bis Z famosen Reise nicht äußern mochte, bewertete die Partnerschaft nur knapp: „Da haben wir einen guten Griff getan.“ Und wie schaut es eventuell mit einer Gardasee-Neuauflage aus? „Wenn wir gefragt werden, warum nicht.“ Stürmer wie Issing bekräftigten gleichfalls, dass ihnen Fahrt wie Gäste absolut Spaß und Vergnügen bereitet haben. Für den bekennenden und leidenschaftlichen Bayern München-Fan Uwe mit einer einzigen klitzekleinen Einschränkung. Weil er bei einem Halt in Malcesine ein Schild übersehen hatte, dass dort der Motor abzustellen sei, wurde er von außen nass gespritzt. „Das war einer von der Sorte, der sonst nichts zu tun hatte“, reagierte der eh stets stressfrei wirkende Franke freilich lakonisch und gelassen auf das feuchte Zwischenspiel.

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