Mit Camilla durch Prag

Mit Camilla durch Prag

„Ja, so en gude Palzwei, der laft em in de Hals nei, der laft em in die durstisch Kehl…“ und so weiter und so weiter. Stimmgewaltig intoniert von Hans Jörns und lauthals mitgesungen vom gemischten Chor der Eisenbahner Sportlerinnen und Sportler aus Ludwigshafen als auch von den übrigen Reiseteilnehmern.

„Ja, so en gude Palzwei, der laft em in de Hals nei, der laft em in die durstisch Kehl …“ und so weiter und so weiter. Stimmgewaltig intoniert von Hans Jörns und lauthals mitgesungen vom gemischten Chor der Eisenbahner Sportlerinnen und Sportler aus Ludwigshafen als auch von den übrigen Reiseteilnehmern. Eine spontane Gesangseinlage in einem mächtigen Hallengewölbe der weltbekannten Brauerei in Pilsen. Zum Glück hatte der Brauerei-Führer den Text nicht verstanden, sonst hätte er der siebenundvierzigköpfigen „Gesangsgruppe“ nach der Führung sicherlich kein köstlich-kühles Pilsener Urquell mehr gezapft. Pilsen war die Ouvertüre zur Bildungsreise und sollte ein Vorgeschmack auf die Stadt Prag sein. Prag ist ja bekannt durch seine landschaftlich reizvolle Lage, seine sehenswerten Kunstschätze und abgesehen von den sozialistischen Einheitsbauten durch seine prachtvolle Architektur. Die Stadt wird nicht umsonst als „golden“ oder „hunderttürmig“ bezeichnet. Gelegentlich spricht man sogar vom „Rom des Nordens“ oder, wie Goethe sie beschrieb, als „schönsten Edelstein in der steinernen Krone der Welt“. Prag ist – wie jede(r) weiß – neben Budapest und Wien, ein gewaltiger Schauplatz der europäischen Geschichte. Und weil dem so ist, hatte sich die Reisegruppe des LSB-Bildungswerkes dazu entschlossen, diese Stadt nicht nur durch die Fenster eines Reisebusses erleben zu wollen, sondern mehr zu Fuß, erhobenen Hauptes, das Herz und die Sinne geöffnet und mit einer kompetenten Stadtführung. Alles zusammen eine lohnende Symbiose, wie sich bald auch zeigen sollte, denn mit Camilla hatte Inge Meerbott, die umsichtige Reisebegleiterin des Bildungswerkes, eine durchaus versierte, äußerst beschlagene und auch stimmgewaltige Stadtführerin ausfindig gemacht. Und von da an ging es vier Tage lang mit Camilla durch Prag. Themenschwerpunkte waren dabei: – Prag – die Goldene Stadt, Alt- und Neustadt – Prag – die Burg – Konopiste – die Burg der Herren von Beneschau und das spätere Schloss der d`Estes – Prag – die grüne Stadt Ein gewaltiges, aber sehr lohnendes Vorhaben, das mit einer Kennenlernfahrt in und um die Stadt Prag begann. Danach begab man sich in die Details der Stadt und in ihre bewegte Geschichte. Camilla kannte sich bestens aus und überschüttete ihre Zuhörer/innen von nun an mit Daten, Namen, Zahlen, Fakten. Wir, die „Berieselten“, bemühten uns stets aufmerksam zuzuhören und ihr auf Schritt und Tritt zu folgen, wenn auch manchmal der Körper willig, aber die Füße bereits schwellig waren. Camilla verstand es jedoch, ihr umfangreiches Wissen immer wieder spannend und interessant an die Frau und an den Mann zu bringen. So lernte die Reisegruppe nach und nach die Geschichte sowie die Schönheiten Prags kennen, den Altstädter Ring, das Rathaus mit der astronomischen Uhr, die Barockkirche St. Niklas, das Palais Kinský, den geschichtsträchtigen Wenzelsplatz, den Karlsplatz sowie das „Tanzende Haus“ und…und… und. Der Abschluss des ersten Besichtigungstages galt dem ehemaligen jüdischen Getto, seinen Synagogen und dem beeindruckenden Friedhof der Juden. Ein Stadtviertel, die Alt- und Neustadt hatte die Gruppe also bewältigt. Nunmehr ging es an die körperlichen und geistigen Vorbereitungen für das zweite Prager Stadtviertel, den Hradschin. Eingeleitet wurde diese Exkursion mit einem Besuch im Prämonstratenser Kloster Strahov, einem der bedeutendsten Kulturstätten Böhmens, ein Ort des Glaubens, der Wissenschaften und der Künste. Besondere Aufmerksamkeit galt dem Bücherschatz in der Strahov-Bibliothek. Vom Kloster Strahov gelangt man direkt zur berühmtesten Wallfahrtsstätte Prags, dem Loreto-Heiligtum. Eine Barockanlage, die eng verknüpft ist mit dem Sieg der Katholiken am Weißen Berg (1620) und der „Heiligen Maria vom Siege“. Unweit der Loreto-Kirche thront die Prager Burg. Nähert man sich ihr – wie wir – um die Mittagszeit, präsentiert sich der Burghof mit einem imposanten Schauspiel, eine von Fanfaren begleitete “Große Wachablösung”. Inmitten dieser imposanten Burganlage erhebt sich die gotische Kathedrale, der Dom St. Veit. Nicht nur Kathedrale, sondern auch Museum, Grablege, Pilgerort und europäisches Geschichtszeugnis. Man erinnere sich nur an den zweiten Prager Fenstersturz. Eine ebenso beliebte Touristenmeile auf dem Hradschin ist das pittoreske „Goldene Gässchen“. Eine Gasse mit winzigen bunt gestrichenen Häuschen, in denen Handwerker, Künstler und Schriftsteller ihre Machwerke darbieten. Wieder erholt vom ausgiebigen Hradschin-Rundgang, fuhr die Reisegruppe am dritten Tag ins nahe gelegene Schloss Konopiste. Eine im 14. Jh. erbaute Burg, die zu Beginn des 17. und des 18. Jh. zu einem der interessantesten Schlösser Mitteleuropas um- und ausgebaut wurde. Unzählige Jagdtrophäen, Kunsthandwerke sowie kirchliche Antiquitäten konnten hier bewundert werden. Als Kontrast zum neugotischen Schloss Konopiste lud Inge Meerbott dann in das total abstrakte Golfhotel Dum Atis zu Kaffee und Kuchen ein. Wahnsinn! Ja, und abends setzte sie sogar noch einen drauf, nämlich einen Besuch bei Tschaikowsky. Farbgetönte Wasserfontänen und –spiralen schossen und sprudelten in den nächtlichen Himmel vor einem herrlich illuminierten Kulturpalast, dazu Tschaikowsky-Kompositionen mit Ballet, ein echter „Knaller“. Noch ganz unter dem Eindruck dieses Erlebnisses begab sich die Reisegruppe am Tag danach zum Eiffelturm. In Prag natürlich, in einer der schönsten Parkanlagen Prags, auf dem Laurenziberg (Petrin), 327 m hoch über der Stadt. Hier lag einem das rot schimmernde Häusermeer zu Füßen, insbesondere die Klein-Seite (Malá Strana), das dritte Prager Stadtviertel. Durch einen ausgedehnten Grüngürtel ging es alsdann hinab in dieses bezaubernde Viertel, in dem sich auch die Deutsche Botschaft befindet. Erinnerungen wurden wach. Kurz vor Ende dieser Tagesetappe geleitete die Stadtführerin diejenigen, die noch einen frommen Wunsch loswerden wollten (mussten) in die Kirche Sancta Maria de Victoria zum „Prager Jesulein“. Ob allerdings Wünsche in Erfüllung gingen, ist leider nicht bekannt, bis auf einen, den nämlich, die vielbesuchteste Stelle Prags, die Karlsbrücke auch noch erleben zu dürfen. So schob sich die Reisegruppe – die Handtaschen und Geldbörsen fest an den Körper gedrückt – unter der Obhut der „Brücken-Heiligen“, Künstler und Händler durch den Touristenstrom von den Kleinseitener-Brückentürmen bis hinüber zum Altstadter-Brückenturm am Smetana-Kai. An dieser Stelle war dann der Punkt erreicht, an dem uns die sympathische und rhetorisch gewandte Stadtführerin wieder verlassen musste (wollte), denn in der Nähe der Karlsbrücke warteten bereits drei Kinder auf ihre Mutter Camilla. Was wäre eine solche Reise ohne einen gebührenden Abschluss? Deshalb durfte die Reisegruppe diesen auf der Moldau erleben. Einen Abschluss in Form einer abendlichen Bootsfahrt mit Musik und Buffet. Hierbei lag es nun an jeder(m) selbst, sich dem vorbei ziehenden Prag oder dem leckeren Buffet zu widmen. Die Meisten taten sicherlich beides ausgiebig. Alles in allem, es war eine perfekte, interessante und erlebnisreiche Städtereise mit dem LSB-Bildungswerk. Ein Wunschangebot des ESV Ludwigshafen. Organisiert und vorbereitet von Inge Meerbott in Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden des ESV, Herrn Winkler und hervorragend chauffiert vom Busfahrer Uwe und seiner Stewardess Ilona. Allen an dieser Stelle nochmals ein herzliches und aufrichtiges Dankeschön.

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