Fit is(s)t mit – Praxis-Kurs II

Versetzen Sie sich einmal in die Lage eines Autobesitzers: Ich gebe meinem Auto Benzin, Öl, Frostschutz, Batteriewasser, etc. Warum mache ich das? Ja, weil mein Auto sonst nicht fährt. Ich hole die ganzen Sachen dort, wo sie am billigsten sind. Ich nehme mir die, die am schönsten aussehen, die am einfachsten zu handhaben sind und für die die beste Werbung im Fernsehen läuft. Ich habe zwar keine Ahnung, was in den Sachen so genau drin ist, weiß aber auch nicht genau, was für mein Auto am besten ist. Aber egal, wird schon gut gehen. Außerdem haben meine Eltern es schon so gemacht und die meisten meiner Bekannten machen es auch so. Da kann das ja nicht falsch sein. So fahre ich dann mit meinem Auto in der Gegend herum. Es läuft wunderbar und alles ist gut. Nach einiger Zeit bemerke ich aber kleinere Veränderungen und beim TÜV hat der Prüfer auch ein paar Kleinigkeiten zu beanstanden. Aber schließlich kommt doch der Stempel drauf und das Auto fährt weiter. Ich weiß ja, dass bei vielen Autos auch nicht alles einwandfrei funktioniert. Doch was Wunder, mein Wagen macht im Verlauf der Jahre immer mehr Zicken, besonders wenn er Stress hat. – Das Antiblockiersystem fällt schon mal aus. – In Kurven und auf unebenen Straßen und beim Bremsen sind die Stoßdämpfer überfordert – Im Winter, wenn es kalt ist, springt er manchmal nicht an – Die Abgaswolke hat auch schon mal besser ausgesehen und zur Werkstatt muss ich auch immer öfter, wobei die Rechnungen immer höher ausfallen. Irgendwann müssen die ersten Ersatzteile ausgetauscht werden und das ist meist ein komplizierter Eingriff. Aber es hilft nichts, die alten Teile sind einfach schrottreif. Außerdem sind die Ersatzteile, laut Hersteller fast besser als die Originale. Ich denke mir, dass bei anderen Autos in diesem Alter, schon viel mehr gemacht wurde. Obwohl, wenn ich so richtig überlege, es gibt auch ein paar alte Autos, die immer noch im Originalzustand einwandfrei funktionieren. Ob deren Besitzer sich vielleicht besser um ihr Fahrzeug kümmern und es pfleglicher behandeln? Nein, alles Quatsch, diese Zweifel sind unberechtigt, denn das ist der Lauf der Zeit, da kann man nichts gegen machen. Die Autos ohne Probleme haben einfach Glück gehabt. Also, weiter wie bisher und aus der Karre noch das Letzte herausholen. Wenn dann nichts mehr geht, wird das Ding entsorgt und es gibt ein neues Auto. Diese Geschichte ist natürlich ein Märchen. In Deutschland wird kein Auto so behandelt, hier bekommen unsere „Lieblinge“ nur das Beste. Egal ob Benzin, Öl, Frostschutz, Batterie oder andere Dinge, wir wissen genau was unsere „Schätzchen“ brauchen und das sollen sie auch bekommen. Da können auch die Inspektionsintervalle nicht kurz genug sein, damit in der Werkstatt auch das kleinste „Wehwehchen“ mit dem Computer ausgelesen und anschließend behoben werden kann. Tja, wird sich bei dieser Geschichte unser, fehlernährter und mangelbewegter menschlicher Körper denken: „Wenn ich das alles so höre, wie sich um das Auto gekümmert und gesorgt wird, und wenn ich gleichzeitig sehe, was mir so alles angetan wird, dann wäre ich auch lieber ein Auto.“

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